Freitag, 18. November 2011

Stillen - Es ist nicht schlimm wenn es nicht klappt!

Ich hatte einige Probleme mit dem Stillen und konnte online in den einschlägigen Foren leider nicht wirkliche Hilfe erfahren. Daher möchte ich mit meiner Stillgeschichte anderen Müttern etwas Mut machen, denen es vielleicht ähnlich ergeht.

Vor knapp 2 Jahren im Februar 2010 hatte ich meinen kleinen Jungen per Notkaiserschnitt in einem Krankenhaus in Irland zur Welt gebracht. Wie geplant hatte ich ihn gleich angedockt und er hatte auch kräftig gesaugt. Leider hat sich nach einigen Stunden herausgestellt, dass er wohl nicht genug bekommt und wurde im Krankenhaus dann entsprechend mit Aptamil zugefüttert. Nicht mit der Flasche, sondern mit einem kleinen "Schnapsglas", damit er sich nicht an den fremden Nippel gewöhnt. Wir haben weiterhin geübt und da ich eine eiserne Verfechterin des Stillens war, haben die Hebammen dies gerne hier in meinem irischen Krankenhaus aufgenommen. Alle 10-15 Minuten kam eine andere Hebamme, die mir mir "übte". Im Nachhinein betrachtet, war das wohl eher Übung für sie selbst, denn die meisten Irinnen hier machen kurzen Prozess und geben gleich das Fläschchen. Nicht alle, aber zumindest die, die ich kenne.

Es wurde also geübt, und geübt, und geübt. Ich war fertig, der Kleine war gestresst und und immer noch hungrig, denn letztendlich kam ja eh nix raus. Ich hatte dann irgendwann höllische Schmerzen und siehe da: meine Nippel waren blutig vom vielen üben. Ich bin wirklich nicht zimplerlich aber bei jeder Berührung verkrampfte sich mein ganzer Körper. Der alte Rebell in mir kam hoch und ich schaute die Oberschwester fast triumphierend an, mit einem Blick der sagen sollte: ich habs ja gleich gesagt. Was ich auch hatte, ich sagte Stunden zuvor dass das ziemlich weh täte aber sie meinte nur, das läge dann an mir und der Kleine sei nicht richtig angedockt. Alles also meine Schuld... jaja!

Ich bekam dann eine elektrische Milchpumpe von Medela zur Verfügung gestellt und diese sollte das Brustgewebe massieren und stimulieren, damit der Milchfluss endlich eintritt. Ich pumpte und pumpte und alles was wir bekamen waren 3ml, die wir mit der Spritztülle aufgefangen und dem Kleinen verabreicht haben. Jippie: seine erste Brustmilch, 3ml WOW! Jeder Tropfen hilft, das war die Devise der Oberschwester und ich nahm das alles eben so hin.
Ich trank Stilltees in Massen, die ich mir von Deutschland hatte schicken lassen, meditierte und sprach mein Mantra stets vor mich hin ("lasse die Milch fliessen, lasse die Milch fliessen"), und wärmte die Brust so gut es geht - aber nix! Es kam einfach nichts!

Es war für mich umso frustrierender, weil ich während meiner Schwangerschaft oft nachts "auslief" und in einem Milchsee aufwachte. Manchmal musste ich nachts zweimal mein Oberteil wechseln, schlief ich jedoch mit Still-BH und den Einlagen, kam natürlich nichts.

Auch Tage später noch als wir zu Hause waren, hatten wir geübt wie wild. Unser Kleiner war aber entweder zu hungrig oder wenn er dann die Flasche bekam und nur ein bisschen Milch dann bereits so zufrieden, dass er mich nur selig anlächelte und nicht so richtig wusste, was das Ding da in seinem Gesicht sollte.

Ich gab auf. Schweren Herzens aber ich gab auf. Ich war total fertig und am Boden zerstört, fühlte mich wie der absolute Versager, der nichtmal seinem Kind die Brust geben kann - das natürlichste Ding auf der Welt. Ich hatte mich psychisch total gemartert, alles abgewogen und immer wieder durch den Kopf gehen lassen. Ich hatte sämtliche Stillstellungen mit dem Kleinen versucht, habs versucht wenn er hungrig war, zufrieden und und und.

Sämtliche Foren waren keine Hilfe für mich! Absolut nicht - eher das Gegenteil. Ich weiss nicht ob das nur an der deutschen Mentalität liegt aber man wurde ja fast online gesteinigt, wenn man nicht stillte. Was man sich da für feindliche Äusserungen anlesen muss ist teilweise schon sehr verletzend, die Situation ist schrecklich genug für eine Mutter, da muss man sich nicht noch gegenseitig fertig machen. Mütter sollten zusammenhalten und sich gegenseitig in so einer Situation unterstützen. Es ist nicht immer alles so einfach wie es von aussen den Eindruck hat und nicht jede "stellt sich einfach so an"! Ich hätte auf mehr Einfühlungsvermögen und Zuspruch gehofft aber dem war wohl nicht so.

Mein Mann und meine Familie haben sich natürlich auch sehr rührend gekümmert und sich online informiert. Dabei haben wir herausgefunden, dass es gerade bei Kaiserschnitten oder einem Notkaiserschnitt vorkommen kann, dass die Milch erst viel später einschiesst. Der Körper hat einfach noch nicht registriert bzw braucht entsprechend länger um zu registrieren, dass das Kind schon auf der Welt ist und versorgt werden muss.

Ich habe mich dann entschieden mit Aptamil zu füttern und weiterhin meine Brüste mit der elektrischen Pumpe zu stimulieren. Und siehe da: etwa einen Monat später hat es dann geklappt - ich hatte Milch! Die elektrische Pumpe konnte man sich von der Apotheke leihen und ich hatte sie dann zurückgegeben und gegen die Avent Handpumpe ausgetauscht.

Da mein Kleiner mit der Brust einfach nichts mehr anfangen konnte und ich weder ihn noch mich wieder weiter stressen wollte, habe ich volle 6 Monate (7 bis alles wieder weg war) abgepumpt.

Letztendlich hatte dies auch Vorteile:
  • ich hatte trotzdem mit meinem Kind während der Fütterung geschmust, es ist ihm sicherlich nichts an Nähe verlorgen gegangen
  • er bekam Muttermilch volle 6 Monate lang was gut ist und es ist egal in welcher Form sie verabreicht wird - es ist gute Muttermilch. Soweit war er kaum krank.
  • wir konnten genau sehen wieviel er trinkt und ob er im Rahmen liegt und somit gut gedeiht. Freundinnen von mir die stillten, mussten teilweise zurück ins KH weil das Kind unterernährt war - beim stillen sieht man einfach nicht genau wieviele ml das Kind bekommt, ob es ausreichen ist usw. Mit der Flasche hat man doch einfach die Gewissheit.

Mein Fazit:
wenn Stillen in Stress ausartet dann ist es nicht gut, für niemanden (ausser vielleicht für die Damen die einen in Foren niedermachen wollen). Wenn es beim nächsten Kind wieder Schwierigkeiten gibt werde ich es wieder genauso machen.

Und: nicht auf andere hören, die einem etwas aufzwingen wollen. Die Entscheidung liegt bei jedem selbst, wichtig sind Unterstützung, Liebe, Geduld und Verständnis.

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