Donnerstag, 29. September 2011

4. Reisetag: Hotels in Österreich heissen nicht mehr Hotels

Immer noch Freitag 05.08.

Es ist nicht überall Hotel drin bei dem was nach Hotel aussieht!

Wir sind auf der Reiseroute Richtung Süden - nach Kroatien. Die A6 entlang halten wir hier und da und holen uns an der letzten Raststätte vor Österreich die Autobahnvignette / das "Pickerl". Ein erstes Souvenir nehmen wir auch mit: unser Kleiner entdeckt im Regal einen großen weissen Teddy von Nici, der ihn wohl an seinen riesen Teddy daheim erinnert. Er juchzt, lacht und schmust mit ihm, knuddelt ihn ganz doll und hält ihn superfest - wer kann da schon widerstehen? Und es hilft ihm vielleicht auch besser einzuschlafen.... wer weiss..... er wird also zusammen mit dem Pickerl erworben und nach einer kurzen Rast gehts weiter.

Alles läuft heute total problemlos und unser Kleiner scheint sich mehr und mehr ans Autofahren zu gewöhnen. Die paar Tage in Deutschland haben ihm wohl auch gut getan, wir sind nicht viel gefahren und somit war das Auto nicht mehr der "Feind", in dem man stillsitzen muss. Er steigt sogar freiwillig ein, wenn er genug vom Toben hat, weiss er doch nun dass wir regelmässig halten und ihn rennen lassen.

Wir sind ruck-zuck in Österreich und der Abend nähert sich, Zeit sich nach einem Hotel umzuschauen. Nach unserer Restaurant-Pleite in Frankreich geben wir TomTom nochmal eine Chance. Wir versuchen es erst in ein paar kleinen Pensionen aber es sieht nicht so gut aus. Also vielleicht klappt es doch besser mit einem Hotel. Wir hatten auf unserer ganzen Reise nichts vorgebucht und vertrauen auf unser Glück. Wir sind in Oberösterreich und er zeigt uns ein Sport- und Aktivhotel an. OK, let's go. Vielleicht kann ich ein paar Runden schwimmen heut Abend. Von weitem sieht es gut aus, typische Bauweise mit Spitzgiebel und Holzverkleidung. Es scheint jedoch gerade ein Umbau stattzufinden, denn beim Näherkommen.... nun ja, sieht es gar nicht mehr so toll aus. Jedwelche Sport-, geschweige denn Aktivitäten müssen in den 60ern oder 70ern stattgefunden haben. 3 Leute quatschen miteinander, mustern uns von oben bis unten aber keiner rührt sich. Ich frage zaghaft ob das Hotel auf sei und man führt mich durch eine dunkle Hinterkammer in etwas, das wie eine Küche / Abstellkammer aussieht. Eine grantige Dame in den 70ern steht da und schreit nach ihrem Mann, der bereits von irgendwo hinten hervorschreit es sei nix frei. Aber seine Frau besteht wohl auf direkten "Kundenkontakt" und zitiert ihn an die Theke. Beide sehen aus wie Karikaturen und ich will nur noch eins: raus! Es ist so ungemütlich hier und alles schreit nach Dreck und Speck dass ich innerlich bete, es ist kein Zimmer frei. Der Mann kommt um die Ecke und sieht - ich lüge nicht! - aus wie der Mensch aus der Carl Spitzweg Zeichnung "der arme Poet". Nur die Mütze auf dem Kopf fehlte, sogar der Bademantel (am hellichten Tag!!) war derselbe. Und die Bude sah auch so aus wie auf dem Bild. Nix wie raus und er sagt auch sehr "freundlich": na, mia hom nix frai! Na Gottseidank!

Weiter gehts. TomTom ist anscheinend nicht so ganz uptodate mit den Hotels hier in der Gegend. Wir versuchen dieses Uomo Hotel, das er ständig anzeigt. Es scheint dicht an der Autobahn (wir sind auf der A9 in Österreich) zu sein und wir kombinieren TomToms Angaben mit unserem eigenen Feingefühl und finden - ein neues, gelbes Gebäude. Wir jubilieren! Es sieht von weitem aus wie eine Hotelkette, Etap oder IBIS oder so wo jedes Hotel im gleichen Stil erbaut ist. Es nennt sich Laufhaus aber wir sind ja hier in Österreich und die haben schonmal komische Namen für ihre Unterbringungen. Unsere Euphorie war schnell gedämpft als wir näher kommen. Es laufen ein paar Gestalten - Männer - mit geduckten Köpfen herum und an den Fenstern prangern große Bilder von vollbusigen, nackten Damen.
Mir geht ein Licht auf! Aaaaaah, das bedeutet also Laufhaus....  = Laufkundschaft..... Mir fällt es wie Schuppen von den Augen und wir lachen herzhaft. Es geht doch nichts über guten Galgenhumor. Für die ganze Nacht wäre dieses "Hotel" wohl zu teuer gewesen, aber immerhin hätten wir einen Babysitter gehabt *hahaha*

Unsere Terrasse
Wir fahren also ein Stückchen weiter auf der Autobahn und dann irgendwann runter. Die Pension bei der wir vor unseren Hotelpleiten gefragt hatten, hatte uns zu Schlierbach geraten.

Wir entdecken auch ein Hotelschild in der Stadtmitte aber es scheint gerade eine Art Strassenfest stattzufinden und die Strasse zum Hotel ist gesperrt.
Wir hätten vielleicht hinlaufen können aber wer bzw welches Kleinkind kann bei dem Rummel und dem Blasmusikgedöns schon schlafen?


Blick aus dem Zimmer


Mich beschleicht leichte Panik, ist es doch schon 19.30 Uhr und wir haben noch nichts gefunden und es sieht nicht gut aus. Unterwegs sehe ich ein Schild auf dem ÖKOHOTEL steht und wir suchen....und suchen... und suchen. Wir folgen strikt den Anweisungen auf dem Schild und kommen an einen Berghang. Aber nirgendwo sehen wir ein weiteres Hotelschild nur ein Richtungshinweis zu einer Zukunftsakademie. OK, wir kombinieren mal wieder.... Ökohotel, neue Projekte, neues Personal vielleicht speziell geschult, vielleicht ist diese Zukunftsakademie eine Art Schulungszentrum für Ökotourismus, ein "Azubihotel"? Wir sind schon so viel herumgefahren, fahren wir also mal zu dieser Zukunftsakademie. Zurück können wir immer noch, vielleicht können die uns auch weiterhelfen.

Wir kommen den Berg hoch und siehe da:
EIN HOTEL. Ein richtiges Hotel. Hurra!

Die Zukunftsakademie ist tatsächlich ein Hotel und zwar das Ökohotel, das im Ort angeschildert war. Das war mal wieder extreme Kombinationsgabe: wir sind Sherlock Holmes und Watson... ich komme mir vor wie auf einer Schnitzeljagd mit Hindernissen!

Es ist noch ein Zimmer frei und alles läuft prima. Das Hotel Spes Zukunftsakademie hat eine geschlossene Gesellschaft, daher können wir leider nicht zu Abend essen aber für den Kleinen haben wir ja alles dabei und heisses Wasser für das Nachtfläschchen ist auch kein Problem vom Barpersonal. Mein Mann und ich hatten unterwegs schon schnabuliert und sind daher noch satt. Unser Kleiner liegt um 8 im Bett und schläft kurz darauf selig.

Das Hotel ist wunderschön, toll gelegen, man meint man übernachtet mitten im Wald und trotz der geschlossenen Gesellschaft und Party (es scheint ein runder Geburtstag zu sein) hört man davon keinen Mucks im Zimmer. Wir geniessen ein Glas Rotwein und schauen ins Tal, wo nach Einbruch der Nacht nach und nach die Lichter angehen.

Wir kichern immer noch vor uns hin über das Laufhaus-Szenario..... Wenn einer eine Reise tut, dann hat er sicherlich was zu erzählen :)


Heutige Reisestrecke: 550km

3 Kommentare:

  1. Manchmal fragt man sich echt, wollen die nun Geschäfte machen oder ist das Öko Hotel nur für Insider gedacht - ich denke jedoch sicher nicht!
    Der Zusatz Öko Hotel wäre jedoch angebracht gewesen bei dem Hinweisschild. Aber zum Glück hat sich die Ausdauersuche wenigstens gelohnt.

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  2. Ja man hats nicht leicht heutzutage mit dem "neuen" Tourismus mitzuhalten ;)

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  3. hi,
    lieber im ökohotel übernachten, als bei fam. spitzweg, bei dem hättest du vielleicht den staub von 100 jahren entfernen müssen, und was hätte dich wohl im laufhotel erwartet????? nicht auszudenken....:-)

    wer reist...der lebt..:-)

    LG beate

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