Mittwoch, 11. Januar 2012

Clonmacnoise


Die Klosterruine Clonmacnoise ist nur einen Katzensprung von uns entfernt. Sie liegt in County Offaly, kurz vor Athlone im Herzen Irlands, direkt am Shannon.
Für uns hat die Nähe den Vorteil dass wir nicht nur des Öfteren Gebrauch von unserer Heritage Card machen können (lohnt sich bei einer Rundreise sehr oder wenn man als Einheimischer des öfteren Gäste bekommt), sondern dass ich auch immer schöne Souvenirs in dem dort ansässigen Craftshop kaufen kann - sehr zum Leidwesen meines Mannes, denn nicht alles endet als Souvenir.....

Clonmacnoise ist ein Gebiet das mehrere Klosterruinen beherbergt, sieben verfallene Kirchen die alle zum 10. - 13. Jahrhundert datieren, ausserdem 2 Rundtürme, 3 Hochkreuze und eine der größten Ansammlungen von frühchristlichen Grabsteinen im westlichen Europa. Wer Clonmacnoise besucht sollte sich unbedingt die ca. 20 minütige Audio-Vorführung im Besucherzentrum zeigen lassen, die die Geschicht der Stätte genauer erklärt.

Bildquelle: wikimedia siehe hier
In meinem heutigen Blog habe ich alles gesammelt was ich über Clonmacnoise finden konnte und hoffe, ich kann ein paar interessante Informationen beisteuern, die sie vielleicht noch nicht im Reiseführer gelesen haben :)

Clonmacnoise wurde von St. Kieran (oder Ciarán) gegründet. St. Kieran wurde ca 512 (manche Schriften sagen 516) AD in Connacht geboren, einem nördlichen Teil des County Roscommon. Er war ein klösterlicher Heiliger und später Irischer Bischof. Kieran war der Sohn eines Zimmermanns und Wagenbauers. Die Liebe zum Lernen hatte er mütterlicherseits geerbt: sein Großvater mütterlicherseits war ein Barde, Poet und Historiker.

Als kleiner Junge arbeite Kierans als Kuhhirte und bereits von diesen jungen Jahren soll es Überlieferungen geben, die von seiner Heiligkeit zeugen. Es wird geglaubt, dass seine Arbeit als Hirte eine Vorbestimmung seiner Karierre war - als Hirte derer, die seine Weisheit und Fürsorge suchten.
Kieran ging zur Ausbildung ins Kloster zu Clonard (an der alten N6, abseits der Autobahn von Dublin kommend in Richtung Athlone) unter der Leitung von St. Finnian. Die Legende besagt, dass die Kuh die er als Mitgift ins Kloster brachte, immer für alle genügend Milch gab und den Grundstock für die Niederschrift Leobr na h'Uidre, (Book of the Dun Cow) darstellte. Dies ist eine der ältesten und wichtigsten irischen literarischen Sammlungen, die von einem Schreiber in Clonmacnoise in ca. 1106 festgehalten wurden.  


Es ist bekannt, dass Kieran ein schneller Lerner war und somit recht früh ein äußerst gebildeter Mönch in Clonard. Er wurde als Tutor für die Tochter des Königs of Cuala engagiert, obwohl er selbst noch seine Studien weiterführte. Sein Freund und Mitstudent Clumcille of Iona hob die Weisheit Kiearans mit folgenden Worten hervor "Er war ein Licht, das von Weisheit strahlte". 



Ausser seiner brillianten Klosterkarriere war Kieran stets befreundet mit anderen Hütern und Führern der frühen Irischen Kirche. Neben Justus, Clumcill und Finnian zählte Kieran auch Enda von den Aran Islands als seine Mentoren. Sowohl Senan von Scattery Island als auch Kevin von Glendalough waren seine engsten Freunde und Kollegen. Kieran's Jahre in Clonard gingen ebenfalls mit Wundertaten einher, die letztendlich dem gesamten Kloster zugute kamen.


Nachdem er sein Studium unter Finnian beendet hatte, verließ Kieran Clonard und ging in das Kloster auf Inishmore, einer der Aran Islands. Dieses Kloster unterstand St. Enda. Während seiner Mitgliedschaft in der klösterlichen Gemeinschaft war Kieran mit Visionen eines großen Baumes gesegnet, was die Gründung seiner eigenen, nun sehr bekannten Klosterei ankündigte. St. Enda unterstützte Kieran in dem Gedanken im Zentrum Irlands eine Kirche und Klosteranlage zu gründen. Nach Inishmore besuchte Kieran seine Mitbrüder in Isel im Zentrum  Irlands. Sein Aufenthalt hier war jedoch nur kurz und es wird gesagt, dass ihn ein Hengst nach Inis Aingin / Hare Island brachte, wo er dann für 3 Jahre und 3 Monate lebte. Klosterbrüder aus ganz Irland suchten Kieran auf, um unter ihm zu studieren und weitere Wunder bescheinigten seine Heiligkeit.
Kieran verließ Hare Island mit 8 Mitbrüdern und liess sich im Zentrum Irlands nieder, am östlichen Ufer des Shannon. Hier gründete er im Jahr 544/545 (lt. manchen Aufzeichnungen sogar erst 548) die großartige Klosteranlage Clonmacnoise. Kurz nach seiner Ankunft in Clonmacnoise traf Kieran Diarmait Mac Cerbaill, der ihm half, die erste Kirche (aus Holz errichtet) zu bauen, später weitere Kirchen auf dem Gelände. Diarmuid wurde später der erste christliche Hochkönig (High King) Irlands. Viele Hochkönige von Tara und Connacht wurden in Clonmacnoise begraben. 


Clonmacnoise wurde Irland’s Zentrum für geiste und geistliche Studien, Kunst, Handwerk und Literatur. Studenten kamen in Tausenden um hier zu studieren. Nicht nur aus Irland, auch aus England und Frankreich. Viele bekannte und bedeutende Schriftstücke weisen auf die Besonderheit und Bedeutung des Klosters zu seiner Zeit hin. 


In Clonmacnise wurden under anderem Bischofsstäbe, Reliquienbehälter und celtischer Schmuck (Gold- und Silberwaren) hergestellt, die neben vielen anderen Schmuckstücken regelmässig von erst Wikingern (unter Turgesius), dann den Normannen und zuguterletzt der englischen Garnison (1552) geplündert wurden. 
Normannenburg... was davon übrig blieb
Mehrere umliegende Häuser und Stallungen wurden in regelmäßigen Abständen niedergebrannt und das Gelände gebrandschatzt. Man spricht von über 100 Häusern die regelmässig errichtet und wieder zerstört wurden. Da die Bauten damals noch alle aus Holz waren, hatten die Plünderer stets ein leichtes Spiel und die Bewohnter und Klosterbrüder mussten alles immer wieder mühsam errichten. 


Die Normanen hatten sich nahe genug niedergelassen: sie errichteten eine Burg in unmittelbarer Nähe. Die Reste sind heute noch zu sehen und mit der sonderbar eingefallenen Ecke geben die Ruinen heute immer wieder ein schöne Fotomotiv.
Bis ins 9. Jahrhundert hatte Clonmacnoise enge Verbindungen zu den Königen von Connaght und bis ins 11. Jahrhundert gingen die Verbindungen mit den Kings of Mide. Clonmacnoise war im 12. Jahrhunder in seiner vollen Blüte. Nach weiteren Brandschatzungen, beginnt ab dem 12. Jahrhundert der Verfall des Klostergeländes.


Die englischen Truppen hatten 1552 in der gesamten Gegend gewütet und wollten ebenfalls die Burg von Athlone in ihren Besitz nehmen. Über 100 Jahre konnten sich die Bewohner der Anlage wehren, doch mit Cromwell wurde neben Athlone auch Clonmacnoise neben unzähligen kleineren Klöstern in der näheren Umgebung verwüstet
Temple Ciará
Gut 7 Monate nach der Gründung Clonmacnoise's verstarb Kieran im frühen Alter von Anfang 30 (33?), wahrscheinlich am Gelbfieber oder der Pest. Leider konnte er den Aufschwung und den Erfolg "seiner" Kirche nicht mehr miterleben. Er wurde auf dem Grund Colonmacnoise begraben, im heutigen Temple Ciarán. 


Aufgrund seiner Popularität in der frühchristlichen Irischen Kirche, gilt Kieran als einer der "12 irischen Apostel". Das Fest des Heiligen St. Kieran wird am 09. September gefeiert.

Übriggeblieben sind die Ruinen der 
  • Kathedrale und der Nuns Church
sowie  
  • Temple Ciarán  
  • Temple Connor  
  • Temple Dowling  
  • Temple Finghan  
  • Temple Hurpan  
  • Temple Melaghlin
Blick auf den Rundturm
Der gut erhaltene und von weit sichtbare Rundturm (The Chronicum Scotorum) stammt aus dem 11. Jahrhundert und ist ca. 17-18 Meter hoch. Laut Aufzeichnungen soll der Turm 1124 von Turlough OConnor (dem damaligen König von Connaght) und dem damaligen Klostervorsteher von Clonmacnoise Gilla Christ Ua Maoileoin fertiggestellt worden sein. 11 Jahre später wurde der Turm von einem Blitzschlag getroffen, der die obere Hälfte des Turmes zerstörte. Dieser wurde dann zu einem späteren Zeitpunkt repariert. Es gibt jedoch Spekulationen, dass ein Sturm in 1135 den oberen Teil zerstörte und die Steine beim Bau des Temple Finghn wiederverwertet wurden.
Ein weiterer Rundturm steht außerhalb des Klosters, am Ufer des Shannon.
 
Cross of the Scriptures
Die Ruinen der Kirchen und Klöster sind nicht überdacht und das gesamte Gelände ist mit Grabplatten und Kreuzen übersät, die zum Teil bereits mehrere 100 Jahre alt sind. 


Die drei Hochkreuze von Clonmacnoise sind in der Geschichte Irlands bedeutend. Um die Denkmäler zu schützen, wurden die Originale im Museum aufgestellt, während im Freien originalgetreue Kopien der Hochkreuze dem irischen Wetter trotzen.

Die Inschriften des Hauptkreuzes Cross of the Scriptures sind kaum noch zu entziffern. Schätzungsweise waren sie dem Hochkönig Flann (877-915 n.Chr.) gewidmet. Das etwa 4 Meter hohe Kreuz ist aus Sandstein gemeißelt und entstand wahrscheinlich im 10. Jahrhundert n. Chr. Die biblischen Darstellungen zeigen den Verrat des Judas, die Gefangennahme und die Bewachung des Grabes Christi. Neben den biblischen Darstellungn sind auch historische zu dem Zeitpunkt geschehene Ereignisse festgehalten wie z.B. die Hilfe des Königs Diarmuid beim Errichten einer Kirche, Reiter, Streitwagen, Jäger und Tiere.
Das 2. + 3. Kreuz, auch Nord- und Südkreuz genannt - logischerweise der Ausrichtung halber. Von beiden Kreuzen sind lediglich Fragmente erhalten. Beide sind ähnlich stattlich wie das Hauptkreuz, es sind jedoch weniger bildliche dafür fast ausschliesslich Ornamente eingemeiselt, sowie geometrische Figuren.

Die Hauptkirche - im Zentrum der Anlage - oder auch Kathedrale, wurde 909AD von Flann Sianna, dem König von Tara und Abbot Colmn, errichtet (Chronicum Scotorum) und enthält eine Vielzahl von Gräbern und Grabplatten.
Der westliche Flügel wurde erst später (ca. 1180) angebaut; der Nordflügel wird auch Dean Odo's Eingang genannt - laut Aufzeichnungen, die ins mittlere 15. Jahrhundert zurückgehen. Beide nachträglich errichteten Flügel sind im gotischen Stil errichtet. Die Hauptkirche ist die größte der Kirchen in Clonmacnoise. Rory OConnor, der letzte Hochkönig Irlands, wurde in der nähe des Altars begraben, im Jahre 1198.
Whispering Arch

Der majestätische Torbogen, der auf den Shannon blickt wird Whispering Arch bezeichnet. Hier kann man das Geflüsterte der gegenüberligenden Seite der Kirche verstehen.
In früherer Zeit soll so die Beichte abgenommen worden sein; von Gläubigern, die unter einer ansteckenden Krankheit litten. Der Legende nach sollen sich Verliebte so auch heimlich Botschaften (oder Treffpunkte?) zugeflüstert haben, die niemand anderes hören sollte.

Clonmacnoise ist seit 1877 ein National-Monument. Mitte der 50er-Jahre des 20. Jahrhunderts wurde es als kulturelles Erbe dem Staat übertragen. 

Den wohl berühmtesten Besuch hatte Clonmacnoise 1979 als der damalige Papst Johannes Paul II. dort eine Messe hielt und Gläubige aus ganz Irland, ja weltweit nach Clonmacnoise pilgerten.
... Sicht vom Shannon auf die Klosterfestung
Bis heute besuchen Touristen und Pilger Clonmacnoise, Kieran's gegründete Klosteranlage, um eine der schönsten klösterlichen Ruinen und das berühmte Hochkreuz ganz Irlands zu besichtigen.

Nicht zu vergessen sind die Stille, das Flair und die rauhe Schönheit der Ruinen. Wer schon dort war oder noch hingeht - man kann hier einfach die Seele baumeln lassen und die Stille, die Natur & den Ausblick auf den Shannon geniessen.

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