Montag, 9. Januar 2012

Mit dem Hausboot auf dem Shannon (mit Emerald Star)


Enge "Gässchen"
Im Mai 2011 hatten wir Besuch von meinen Eltern und wir hatten uns bereitsbei ihrem letzten Besuch bei uns dazu entschlossen, gemeinsam eine Shannontour zu unternehmen.


Wir freuten uns riesig und waren eifrig am Planen. Es war unser erster Urlaub mit unserem damals 16Monate alten Kind.

Wie das jedoch hier so ist, kann man in Irland wettertechnisch NIE vorausplanen. Die letzten 2 Jahre waren wir grundsätzlich sehr sonnenverwöhnt und hatten unsere ersten Sonnenbrände bereits Ende Mai / Anfang Juni. Im Mai 2010 konnten wir sogar die Taufe unseres Kindes im Garten feiern – bei mediterranen, gefühlten 32°C. Leider war es im Mai 2011 nicht so warm und wir mussten lange Unterhosen und dicker Aran-Strick-Pullover mit ins Gepäck nehmen.

Oh.... das ist nicht unser Boot!
Nach emsiger Suche und Preisvergleichen vor Ort, konnten meine Eltern über das deutsche Reisebüro einen besseren Preis aushandeln – inclusive Endreinigung des Hausbootes!

Es scheint wohl nicht immer zu stimmen, dass man als Einheimischer an exklusive Schnäppchen kommt. In diesem Falle war es definitiv anders herum.

Wir hatten letztendlich mit Emerald Stargebucht, unser Boot hieß Lake Star und hatte 4+ Betten. Das hiess also 2 separate Kabinen mit eigener Duschkabine/WC = kein Gedrängel oder Warterei bis jemand fertig geduscht hat. Ausserdem muss man dann nicht jeden Tag in der Kombüse die Betten machen / hochklappen usw. Gerade wenn man mit Kind reist ungemein praktisch.

Ein Hinweis wenn ein kleiner Kapitän mit an Bord ist: 

meist ist der Platz für Kinderbetten zu knapp. Wir mussten das Bett im Auto lassen, haben dann die separate Schaumstoffmatratze auf den Boden gelegt und mit Handtüchern ringsherum alles abgehängt / gepolstert.
Unsere Begleiter / Mitschwimmer "gackgack"

War toll, dem Kleinen hats gefallen und da er nahe am Motor war – haben ihn die Vibrationen immer schön in den Schlaf gebrummt.

Wir hatten eine einfache Tour gebucht - von Carrick-on-Shannon nach Portumna. Jeweils ein Auto liessen wir am Fährhafen, damit wir auch wieder gut nach Hause kommen. Das war der praktische Aspekt wenn man vor Ort wohnt ;)

In Carrick-on-Shannon ging es also los und nach der Einweisung durch das Personal und der Übergabe der Sicherheitswesten in allen passenden Größen, haben wir alles an Bord geschafft:

Koffer, Taschen, Spiele und jede Menge Futtermaterial, denn viel frische Luft und das Fahren auf „hoher“ See machen hungrig. Mich zumindest aber ich bin sowieso jemand der immer essen könnte – egal in welcher Wettersituation.

Nicht vergessen: auf dem Shannon herrscht Rechtsfahrgebot!
Wir hatten gerade alles an Bord als es zu regnen anfing… Glück gehabt! Da es dann auch schon ziemlich spät und dämmrig war hatten wir beschlosssen den Abend im Hafen zu verbringen und früh am nächsten Morgen loszuschippern.


Das Wetter am nächsten Tag war etwas besser; trüb zwar aber immerhin trocken und wir hatten eine tolle Aussicht. Unser erster Stop war dann Dumsna ( The ridge of the swimming place, bedeutet in etwas: der erhöhte Schwimmplatz) / Jamestown.

Um 1840 war Drumsna eine der geschäftigsten Handelsstätten in County Leitrim. Der Hafen war eine emsige Importstätte für die Einheimischen, die hauptsächlich davon lebten. Bei längerem Halt kann man im Grünen spazierengehen und dem Wanderpfad “Shannonside Walking Trail” folgen der einen durch das Dickicht in ein Gebiet genannt The Flaggy Bottom bringt. Viel mehr gibt es nicht zu sehen. Die Gegend ist sehr friedlich und ruhig und man kann gemütlich den Fluss entlangschlendern oder im Dorf spazieren gehen.


Jamestown ist ebenfalls ein sehr ruhiges und kleines Dorf für passionierte Angler. Das Dorf kann zu Fuß bewältigt werden – wenn man nicht aufpasst ist man dran vorbeispaziert. Verschiedene Schilder weisen auf interessante Plätze hin. Nach einem kleinen Picknick am Hafen gab unser Käption (mein Dad) das Signal zum Aufbruch und wir steuerten unserem nächsten Haltepunkt an: Rooskey.

Wir sind an Dromond vorbeigefahren und haben dort nicht gehalten. Wenn Sie jedoch unserer Route folgen und dort halten möchten: Dromond ist während der Sommermonate sehr lebhaft und hat nette Sehenswürdigkeiten. Neben einem Museum (das die Geschichte der Eisenbahn zeigt, Waffen aus beiden Weltkriegen, alte Flugzeuge, ein U-Boot und verschiedene Oldtimer) gibt es viele idyllische Restaurants und Bistros, von den traditionellen irischen Pubs ganz zu schweigen. Dromond ist also durchaus einen Besuch wert!


Roosky it ein bekannter und beliebter Touristenspot am Shannon. Wenn Sie Angler sind werden Sie in dieser Gegend alles finden, was das Anglerherz begehrt: Rotauge (auch Plötze oder Schwal genannt), Brasse und Barsch. Die älteste irische Fischereiwirtschaft (Irelands premier commercial fishery) ist hier ebenfalls stationiert. Fischen soll hier ein Highlight für Anfänger und Fortgeschrittene sein, hab ich mir sagen lassen.

Im traditionellen Pub “Rí Seisiún” wird während der Sommermonate viel “Irish traditional music” gespielt. Nicht zu verachten ist auch die Speisekarte hier, die für jeden Geschmack etwas bietet.

Auch empfehlenswert ist Flynn’s Restaurant und das Shannon Key West Hotel das einen tollen Ausblick auf den Shannon und die örtliche Brücke bietet. Roosky ist bei Touristen aus nah und fern sehr beliebt.

Auf der Brücke in Lanesborough
Wir hatten nach der Schleuse Halt gemacht, damit wir am nächsten Morgen bei unserer Weiterfahrt nicht an die Öffnungszeiten der Schleuse gebunden sind. Dies allerding setzt einen weiten Spaziergang in die Stadt voraus... falls sie die genannten Pubs auf Herz und Nieren... äh.... ich sollte wohl sagen Leber und Nieren testen wollen.
Wenn Sie hinter der Schleuse parken kommen sie durch eine “Geisterstadt” – ein Überbleibsel des “Celtic Tiger”, als der Bauboom herrschte und gebaut wurde ohne Rücksicht auf Verluste... oder ob die Baulage überhaupt Sinn macht. Leider ein trauriger Anblick. Laut letzten Informationen / Diskussionen sollen diese Geisterstädte wohl niedergerissen / demoliert werden. Da sie so lange leer stehen verfallen die Häuser noch bevor sie je bezogen wurden und sind somit auch ein Gesundheitsrisiko.

In Lanesbourough

Die Vorteile beim Reisen mit Kind: ein Wecker verkommt zu einer unnötigen Anschaffung!

Wieder früh am Morgen, fuhren wir diesmal ohne weiteren Stop direkt bis nach Lanesborough, das strassentechnisch nur ca 20 Minuten von unserem Wohnhaus entfernt ist. Da wir seit Rooskey nicht gehalten haben, sind wir an den kleinen Dörfern Clondra (hier gibt es einen Punkt, wo der Royal Canal von Dublin kommend in den Shannon mündet) und Tarmonbarry vorbeigefahren. Tarmonbarry kann durch eine Schleuse und Zugbrücke erreicht werden.

Tolle Aussicht auf dem Lough Ree

Als wir im Hafen von Lanesborough (Crossing place of the stones, bedeutet: der Weg an dem sich die Steine kreuzen) ankommen, werden wir von unzähligen Enten und einer großen Gänsefamilie begrüßt.

Unser Kleiner ist so groß wie die Gänse was dem Gänsepapa  nicht so ganz behagte und er fauchte uns nach besten Kräften an. Natürlich wollte er seine Kleinen beschützen und es hatte Wirkung – es war doch ziemlich unheimlich! Unser Kleiner hätte am liebsten alles Federvieh gedrückt und geschmust aber... lieber nicht. Wir haben uns dann also schnell in Richtung Stadt verdrückt.


Lanesborough ist nicht gerade groß aber viele Pubs bieten leckeren „pub-grub“ an, d.h. also kleine Häppchen, meist Suppe und Sandwiches, oder Chicken Wings etc. Es hatte zwar soweit den ganzen Tag geregnet aber genau als wir am Hafen anlegte hatte es aufgehört und wir konnten ohne Schirm & Co unseren Spaziergang antreten. Nach einer kurzen Erfrischung in einem Pub, ging es weiter den nun etwas enger werdenden Shannon entlang.

Wineport Lodge - empfehlenswert: tolle Küche!!!
Wir überquerten nun den Lough Ree (Lake of the Kings = See der Könige) und es war sehr windig. Es fühlte sich an als wären wir auf dem stürmischen, offenen Meer und nicht auf einem beschaulichen See. Aber obowhl windig, war es zum ersten Mal auf unserer Reise sonnig – HURRA! Das Boot schaukelte wie verrückt und uns Damen an Bord war es schon etwas mulmig zumute. Ich war besorgt um unser Kind, aber – er schlief an diesem Nachmittag besser denn je.
Schilf vor dem Anlegeplatz am Wineport
Einer der Gründe warum wir in Lanesborough nicht länger hielten war, dass wir am schönen Wineport Lodge in Glasson haltmachen wollten. Dieses Restaurant ist unter anderem Schauplatz für die Irische Serie “The Restaurant” auf RTÉ. Hier kochen jeweils zwei Berühmtheiten (Moderatoren, Sänger, Schauspieler usw) ein Menü und ein Publikum bestehend aus drei anerkannten Restaurantkritikern und einem ausgewähltes Laien-Publikum. Die Liste daran teilnehmen zu dürfen ist lang und wir meist verlost. Das Publikum also entscheidet dann wer der Gewinner ist, welches Menü am besten schmeckte.

Aber TV-Show oder nicht, die Lokalität ist wunderschön mit atemberaubender Aussicht auf den Lough Ree und einem sehr freundlichen und zuvorkommenden Personal. Nicht zu vergessen das SAGENHAFTE Essen, egal ob volles Programm oder lediglich ein paar Snacks zum Nachmittag oder zum Kaffeeklatsch – wir waren alle hin und weg.

Wineport Lodge bei Glasson/Athlone
Für unsere nächtliche Anlegestelle hatten wir uns für Athlone entschieden, der größten Stadt am Shannon mittem im Herzen Irelands. Das Athlone castle dominiert die Wasserfront beim Näherkommen, es ist jedoch derzeit noch wegen Renovierungen geschlossen. Schade, denn die Aussicht vom Eckturm ist wunderschön. 

Wir haben hier Heimspiel und waren daher schön öfter dort. Falls das Castle wieder geöffnet hat, kann ich einen Aufstieg nur empfehlen! Ein sogenannges MUST SEE ist Sean’s Bar. The craic is mighty wie man so schön sagt (craic ist das irische Wort für Spaß haben) und an den Wochenenden spielen diverse Bands entweder im vorderen Bereich oder im Biergarten. Die Musik ist nicht unbedingt traditionell, meistens eher „unplugged“ von jungen Leuten. Aber sehr unterhaltsam und definitiv etwas für Jung und Alt. Laut dem Guinness Buch der Rekorde, gibt es Sean’s Bar seit 900AD. Und da wir davon sprechen: Guinness fliesst hier in Strömen aus dem Zapfhahn – frisch und dunkel also einfach geniessen, zurücklehnen und die Athmosphäre aufsaugen.

Mystisches Clonmacnoise
Clonmacnoise stand am nächsten Tag auf unserem Programm. Ich habe Clonmacnoise noch nie von Seeseite aus besucht aber es sieht wirklich majestätisch aus und macht einen enormen Eindruck. Über Clonmacnoise gibt es viel zu erzählen, vieles kennt man jedoch schon.

Hier alles kurz in der Zusammenfassung:

Clonmacnoise ist eine Kirchenanlage, die im 6. Jahrhundert gegründet wurde. Heutzutage zählt sie zu einer der größten Touristenattraktionen Irlands mit über 100.000 Besuchern pro Jahr. Auf dem Gelände gibt es verschiedene Kirchen, einen Rundturm und das berühmte Hochkreuz, das auf vielen Postkarten zu sehen ist. Die Anlage ist kurz davor als Weltkulturerbe anerkannt zu werden, was meiner Meinung nach nur gerecht und verdient wäre.

Die Sonne kommt heraus - HURRA
Während des Mittelalters war Clonmacnoise für seine Ausbildung berühmt. Wichtige Clan-Führer und Oberhäupter aus ganz Europa kamen nach Clonmacnoise, um lesen und schreiben zu lernen.

Es wird gesagt, dass die Gälische Sprache hier zum ersten Mal übersetzt und von den residierenden Mönchen niedergeschrieben wurde.
Leider wurde die Festung häufig von Wikingern geplündert, später dann von der englischen Garnison – alles was blieb sind Ruinen und die Erinnerungen und Niederschriften die uns an diese Zeit erinnern.

Shannonbridge - der Name ist Programm
Da wir dann doch eine Weile dort verbracht haben, beschlossen wir es langsam angehen zu lassen und die Nacht im nahegelegenen Hafen von Shannonbridge zu verbringen.

Die Stadt hat ihren Namen von der imposanten Brücke, die schon von weitem zu sehen ist und sich über den ganzen Shannon erstreckt.
Hafen in Shannonbridge

Shannonbridge ist ein kleines Dorf mit einer seit Mai 2011 nun sehr berühmten Töpferwerkstatt. Die Shannonbridge Pottery hat das neue Kleeblatt-Design entworfen, das der US Präsident Mr. Barack Obama bei seinem ersten Irlandbesuch im Mai 2011 gekauft hatte. Der Mai 2011 war ein Highlight für Irland sowieso, denn neben dem US-Staatsbesuch hatte auch die Queen zum ersten Mal Fuss auf Irischen Boden gesetzt. Aber das ist eine andere Geschichte und soll ein andermal erzählt werden....

Falls sie nicht unbedingt auf Kleeblätter stehen, es gibt in der Töpferei auch super süße Müsli-Schalen, Dekoteller, Tassen, Milchkännchen ... in allen möglichen Ausführungen: gepunktet, gestreift, mit Farmtieren, süßen Muffins, Gärtnerstyle, edel & chic usw.... was man sich nur vorstellen kann. Irlands Wirtschaft muss ja bekanntlich unterstützt werden, also haben wir Frauen uns "geopfert" und haben uns die Sachen mal aus der Nähe betrachtet. Raten Sie mal was wir uns als Souvenir gegönnt haben ;)
In Terryglass

Tags darauf sind wir an Ballinasloe vorbeigefahren und hatten dann unser Mittagessen in Banagher.

Wer mit Kindern reist: der Hafen von Banagher hat einen superschönen Spielplatz (und die sind in Irland selten!!!).
Es bleibt also genügend Zeit große und kleine Füße auszuruhen und sich auszutoben (auch das gilt für Groß & Klein). Der Platz an Bord ist für einen aktiven kleinen Läufer dann doch sehr begrenzt.

Noch etwas hatten wir endlich im Überfluss, was auf dieser Reise soweit eine Rarität war: SONNE! Es wurde auf einen Schlag sogar so heiss, dass wir dafür nichtmal im entferntesten gepackt hatten. Alle langen Unterhosen und Pulli’s waren für die Katz – heute hätten wir locker nen Bikini vertragen können. Wir strippten soweit wie möglich und trugen was gerade noch als schicklich durchging (alles hochgerollt und gewickelt).
Paddy's Pub in Terryglas
Banagher ist eine süße kleine Stadt mit vielen Restaurants und Pubs, die die Hauptstrasse säumen. Jeder Gaumen findet also etwas nach seinem Geschmack. 

Trotz Sonnenbad, Spielplatz und Restaurantbesuch waren wir noch gut in der Zeit, also entschieden wir weiter zum Lough Derg zu fahren und die Nacht in Terryglass zu verbringen.

Bildunterschrift hinzufügen
Terryglass ist ein richtig schnuckeliges irisches Postkartendorf und es kann vom Hafen in ca. 5-10 Minuten Fußmarsch erreicht werden.

Es gibt dort zwei Attraktionen direkt nebeneinander:

das Restaurant THE DERG INN und (wie kann es anders sein) ein Pub: PADDYS.

Irischer kann es nicht mehr werden – von innen und aussen, wie meine Bilder zeigen. Obwohl es schon spät war, hatte der Koch im PADDYS Gnade mit uns und wir bekamen Sandwiches und frische Pommes Frites. Total nett und wir waren sooo hungrig!

Und nun sind wir auch schon beim Ende unserer Reise angelangt.

Eine Woche ist vorüber und wir steuern auf Portumna zu. Die Rückgabe des Bootes war recht früh am Morgen, also haben wir uns am Abend schon im Hafen angemeldet und durften dort bereits am Nachmittag ankern. Wir sind dann noch in die Stadt und haben uns einfach so gemütlich alles angesehen.
Auf dem Lough Derg

Es war ein richtig schöner, heisser Sommertag – unbeschreiblich.

Wir haben nichts großartig besichtigt aber sollten Sie mehr Zeit haben, schauen Sie unbedingt im Portumna Castle vorbei, mit seinem zauberhaften Gemüsegarten.


Aussicht vom Hausboot den Shannon entlang
Ein Trip mit dem Hausboot für 4 ½ Personen – wunderschön und es wird uns für immer in schöner Erinnerung bleiben.

Das war unsere Shannon-Tour Mai 2011 mit dem Hausboot - Ahoi :)

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